Hüttenzauber und Windelduft

Unsere zweite große Reise mit Baby.

Wenn man mit Baby verreist, dann ist das Auto beladen wie bei einem mittelgroßen  Wanderzirkus. Zumindest ist das bei uns der Fall. Es ist doch wirklich unfassbar wie viele Dinge so ein kleiner Mensch bereits besitzt und was er alles so benötigt.

Während für das Baby mehrere Tagesoutfits, Pyjamas, Essensutensilien und das halbe Kinderzimmer eingepackt werden, beschränken Oli (auch bekannt als Vater des Kindes) und ich uns auf das Nötigste. 5 Paar Socken für 7 Tage müssen reichen, alles weitere regelt Rei in der Tube.

Das Auto dann mit all den Taschen, Koffern, Tüten und noch mehr Tüten zu packen ist die nächste große Herausforderung. Da geht es zu wie bei Tetris und wir müssen mehrfach ansetzen bis alle Gepäckstücke drin sind UND trotzdem noch genügend Platz für drei Personen zum Sitzen bleibt.

Dabei haben wir uns doch extra einen Kombi gekauft und zusätzlich ’ne Dachbox montiert. Also wenn wir die Familie vergrößern wollen (irgendwann mal, in ferner Zukunft) brauchen wir entweder ein noch größeres Auto, oder wir machen zukünftig Urlaub auf Balkonien (obwohl der gerade mal Platz für 2 Erwachsene bietet, das wird also auch nix).

Doch die eigentliche Challenge steht uns ja noch bevor. Die Fahrt (an dieser Stelle ertönt in meinem Kopf immer die Musik vom Horrorfilm Psycho. Kennt ihr, ne?). Es soll ja Babys geben die gerne Auto fahren. Ach was sag ich, die das Autofahren sogar lieben. Ich habe von Eltern gehört, die ihre Babys abends ins Auto packen und die Straße rauf und runter zuckeln, damit die lieben Kleinen schlafen.
Vielleicht sollte sich unser Sprössling mal mit diesen Babys austauschen, denn dieses Konzept hat er noch nicht durchschaut. Er mag das Autofahren so gerne wie das Schlafen im Allgemeinen. Also gar nicht.

Die häufigen Fahrten in unser geliebtes Thüringen werden jedes mal zu einer Nervenzerreisprobe. Für alle Beteiligten.

Einen Urlaub mit Baby haben wir bereits gewagt. Wir waren an der Ostsee, doch da war der Mini erst 3 Monate alt und hat wirklich noch mehr geschlafen. Jetzt, 4 Monate später, brauch er anscheinend weniger Schlaf als sein Papa und ich zusammen. Leider.

Ihr seht also, die Fahrt ins 583 km entfernte Salzburger Land ist gelinde gesagt sehr wagemutig und bereitet uns vorab schon gehörige Bauchschmerzen. Doch weil der Berg nicht zum Skifahrer kommt, muss der Skifahrer eben zum Berg.

Also ging die Fahrt los. Mitten in der Nacht haben wir den schlaftrunkenen Babymann aus seinem warmen Bett geholt und ins Auto verfrachtet. Er war noch so verschlafen, dass er überhaupt nicht wusste wie ihm geschah und vor Schreck im Auto sofort einschlief! Hah! Wer sagt es denn. Wäre ja gelacht, wenn zwei studierte Erwachsene nicht so ein kleines Baby austricksen könnten. Die Fahrt verlief tatsächlich ohne Komplikationen. Kein Weinen, kein Wimmer, kein Stau, nicht mal um München. Ich kann die Nachtfahrt also nur wärmstens empfehlen.

So kamen wir nach nicht mal 6 Stunden und einer Brezelpause im schönen Leogang an. Gut, die Windel des Babys war nicht mehr „taufrisch“, aber solange noch allen Insassen Luft im Auto bekommen wird nicht angehalten. Punkt!

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Das Hotelbett wird eingehend geprüft und mit dem Prädikat „sehr gut“ versehen.

Im Hotel gab es zur Belohnung für alle eine Runde Mittagsschlaf. Rückblickend betrachtet verstehe ich nicht, warum ich diesen Mittagsschlaf als Kind so verabscheut habe. Ist es nicht das Schönste was es gibt? Und dann auch noch in diesen super bequemen Hotelbetten … Ein Traum!

Von unserem Zimmer aus konnten wir die Berge sehen, da sollte es hoch gehen, mit Brettern unter den Füßen. Jawoll, denn Schifoan is‘ des Leiwandste, wos ma si nur vurstöll’n ko! (Falls ihr jetzt einen Ohrwurm habt, gern geschehen.)

Der Mini ist natürlich noch viel zu klein für die Piste. Und überhaupt, wer weiß ob ich ihm je erlaube Skizufahren. Viiieeel zu gefährlich!

Jedenfalls (ist der Kopf dicker als der Hals), fragt der aufmerksame Leser sich jetzt vielleicht, wie dir den Tag auf der Piste verbringen wollen, wenn das Baby nicht mit darf. Haha, da hatten wir eine ganz ausgebuffte Idee. Praktischerweise sind die Großeltern des Mini’s mit uns in den Winterurlaub gereist. Um genau zu sein, wir mit ihnen. Ja, wir sind anscheinend wieder in dem Alter, wo man mit den Eltern in den Uralub fährt. Und das freiwillig. Die Großeltern erleben den Mini live und in Farbe während  Mama und Papa  die Pisten hinab sausen. Eine Win-Win-Situation. Perfekt!

So weit so schön gedacht. Ihr könnt es euch schon denken, nun kommt das dicke ABER …

In der Nacht fing der Babymann an zu glühen wie eine kleine Backerbse. Gut ausgestattet wie wir waren haben wir das Fieberthermometer aus dem Beautycase des Babys gezaubert und TADAAA 39,6 Grad Celsius! Na schöne Sch… Die Nacht war dann eine einzige Katastrophe mit vielen Tränchen, Spritzpups und wenig Schlaf für alle.

Am nächsten Morgen sollte es auf die Piste gehen. Zwischen Kaisersemmeln und dampfendem Kaffee saßen aber nun zwei ausgewachsene Zombies und ein Mini mit glühend roten Wangen. Beste Voraussetzungen für einen Skitag. Nicht! Doch wir wollten unser Vorhaben trotzdem in die Tat umsetzen, wir Rabeneltern.

Also ab auf’s Zimmer und rein in die sexy Thermounterhosen und Skiklamotte. Das Baby wird in der Zwischenzeit auf dem großen Hotelbett geparkt. Und da passiert es. Der Horror aller Eltern. Ein Moment Unachtsamkeit, ein dumpfer Schlag. Eine Sekunde lang Stille und dann ein markerschütternder Schrei. Er ist vom Bett gefallen!!! Mein Mamaherz setzt für einen Moment aus. Ich hebe mein Baby vom Boden. Drücke ihn an mich. Der besorgte Mediziner in meinem Mann will sofort ein CT veranlassen. Die Lust auf Skifahren sinkt gen Null. Wenn man mal wirklich was vor hat, dann passt doch alles zusammen, oder nicht?

Die lieben Großeltern des Minis überzeugen uns dann aber doch, dass er in den besten Händen sein wird und so fahren wir mit Ski und Snowboard und einem gehörigen schlechten Gewissen auf die Piste.
Man muss ja als junge Eltern auch mal an sich denken, schließlich ist man nicht nur Mami und Papi, sondern auch noch ein Paar und Zweisamkeit kommt viel zu kurz, sagen alle. Gut dann also Zweisamkeit genießen aaaab JETZT!

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Das traumhafte Panorama im Skigebiet Saalbach Hinterglemm soll uns das Abschalten erleichtern.

Bei jeder Gelegenheit, in der Gondel, auf dem Sechserlift und auch mal Mitten auf der Piste zücken wir unsere Handys um zu prüfen, ob schon ein Notruf aus dem Tal eingegangen ist. Nö, alles ruhig. Also sehen wir uns Bilder von unserem süßen Baby an, bestätigen uns gegenseitig wie niedlich er ist und bekommen bei jeder Kinderskischule fast einen Zuckerschock vor lauter Niedlichkeit. Klappt ja super mit dem Abstand zum Baby und der elterlichen Zweisamkeit.

Nach einem halben Skitag halten wir es vor lauter Sehnsucht nicht mehr aus und düsen zurück zu unserem Babymann. Oma und Opa haben das Hotelzimmer in der Zwischenzeit zu einem Kleinkindparadies umgewandelt, dazu gibt es ein wahrliches Entertainmentprogramm vom Opa, der das „Tschu Tschu Wa“ Lied (Diesen Link nur Anklicken, wenn ihr bereit für den  zweiten Ohrwurm seid) performt um seinen Enkel damit zum Essen zu animieren.

Ach ja, wir Übereltern haben uns ganz umsonst gesorgt. Läuft doch auch ohne uns.

In den nächsten Tagen fällt es uns viel leichter die Skistiefel zu schnüren, doch die Wiedersehensfreude am Nachmittag ist immer gleich groß.

Bilanz des Urlaubs:

  • 2 Zähne mehr (erklärt dann auch das Fieber)
  • 1 spektakulärer Bettensturz
  • ein paar extra Pfunde (Kaiserschmarrn und Käs’spätzle, muss ich noch mehr sagen?!)
  • ein paar erste Sommersprossen (Danke Kaiserwetter!)
  • entdeckte Kartoffelleidenschaft des Minis (Dank der Wirtin „Mal wos G’scheites! Diesen Brei dät I a net essen!“)

Würde ich noch einmal mit einem siebenmonatigen Baby in die Berge fahren. Auf jeden Fall! Die gemeinsame Auszeit hat uns als kleiner Familie wahnsinnig gut getan.

Und weil es so schön war planen wir bereits die nächste Reise. Kanada steht auf dem Plan. Ja ja, ich weiß, jetzt werden wir übermütig. 😉

Ich halte euch auf dem Laufenden.
Bis dahin folgen an dieser Stelle noch ein paar Impressionen aus den Bergen, die es nicht in den Text geschafft haben.

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Die Österreicher verstehen wirklich was von gutem Essen. „Kalorienreduziert“ kommt in ihrem Sprachgebrauch definitiv nicht vor.
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Das Kaiserwetter hebt die Stimmung, die Mama hebt das Baby.
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Das gute Wetter schreit förmlich nach dem ersten Eis der Saison!
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Nein, das ist keine Aufnahme einer Modelleisenbahn sondern die ungefilterte Postkartenidylle! Leogang im Salzburger Land.

9 Kommentare zu „Hüttenzauber und Windelduft

  1. Alles halb so schlimm mit dem Bettensturz. Irgendwann und irgendwo passiert das fast allen Eltern. Aber die süßen Kleinen haben auch eine Armada Schutzengel 👼 dabei. Toller Artikel über einen tollen Urlaub, ich habe herzlich gelacht und mich amüsiert.

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    1. Vielen Dank für die lieben Worte! Der Bettensturz war ein großer Schreck, doch glücklicherweise war nicht mehr dahinter. Nun bin ich natürlich noch wachsamer als vorher. 😉

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  2. Ja, irgendwie scheinen die Kids im Urlaub super gern zu fiebern! Freut mich, dass ihr trotzdem eine schöne Zeit hattet! Wie super, dass die Großeltern mit waren um euch diese Zeit zu schenken 😍 Das Problem mit dem Auto kennen wir. Für unsre Familienheimfahrten etc. haben wir den alten Dachgepäckträger von meinem Papa bekommen, das ist eine enorme Erleichterung beim packen! 😅

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    1. Liebe nelefees, der Dachgepäckträger ist doch wirklich eine super Erleichterung, oder? Müsst ihr weite Fahrten in Kauf nehmen, um zu euren Familien zu fahren? Hast du sonst noch Tricks auf Lager, die das Autofahren mit Kind etwas entspannen?

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      1. Ja, er ist eine große Erleichterung, vor allem mit Kinderwagen und Co! Über 200 km zur einen Familie und über 300 zur andern. Unsre Kids machen Autofahrten zum Glück super mit. Wir haben immer Hörspiele dabei und fahren meist zu Zeiten los, in denen sie schlafen würden…. 🙂

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