Nicht perfekt, nur glücklich – ein Fotoshooting mit Hindernissen

Soll ich euch mal was verraten? Ich bewundere sie, diese augenscheinlich perfekten Familien, die uns von so vielen Instagramprofilen täglich anlächeln. Immer top gestylte Muttis, die sich nie „Mutti“ nennen würden, sondern Mami, oder Mommy. In ihren Wohnzimmern könnte man von jetzt auf gleich ein Shooting für „Living“ oder „Schöner Wohnen“ machen. Das Outfit ihrer hübschen Kinder, passt perfekt zu ihrem eigenen – und es ist sogar sauber!

Habt ihr das Bild vor Augen? Ja? Solche schönen Bilder will ich auch. Ist alles nur Fake – werdet ihr vielleicht sagen. Na und! Schöner Fake!

Deswegen freue ich mich wie bekloppt auf das anstehende Mama-Sohn-Shooting mit David. Sorgfältig suche ich unsere Outfits raus, stimme sie aufeinander ab.

Ich schminke mich – nicht nur ein Klacks Feuchtigkeitscreme und Wimperntusche, sondern so richtig, mit allem was die Farbpalette hergibt. Haare werden gewaschen, mit Maske versehen, geföhnt, geglättet – Muttidutt adé! Das wird toll, denke ich mir, auf dem Weg in den Kindergarten.

Ich entdecke meinen Sprössling sofort. Er sitzt auf der Schaukel. Als er sich zu mir umdreht, leuchtet mich das dicke Pflaster an, das quer über der linken Wange prangt.

„Er ist heute mit einem andern Kind zusammengestoßen“, erklärt die Erzieherin hastig. „Wir haben sofort gekühlt, ist eben erst passiert!“

Prima, ausgerechnet heute!

Ich nehme meinen kleinen Bruchpiloten tröstend in den Arm, er lacht zumindest. Also halb so wild, nur eben nicht „perfekt“. Ich versuche mir die Laune nicht vermiesen zu lassen, es gibt doch schließlich Photoshop. Also ab ins Auto.

Perfektes Mutter-Sohn-Bild, wir kommen!

 

„Mami, wo fahren wir hihiiin?“, piepst es vom Rücksitz.

 

„Wie gehen jetzt ganz tolle Bilder machen. An einem Apfelbaum“, flöte ich voller Euphorie.

 

„NEIN! Ich will nicht zum Apfelbaum, ich will nach Hause!“

 

Oh nein, jetzt muss mit viel Fingerspitzengefühl vorgegangen werden, damit die Laune nicht kippt.

 

„Wollen wir das Lied vom Zebrastreifen singen?“ frage ich zuversichtlich. Nur am Rande bemerkt, ich hasse dieses Lied, hab den Ohrwurm tagelang im Kopf. Aber der Minimann findet es spitze. Normalerweise.

 

„NEIN!“

 

Das klingt nicht, als wäre hier Spielraum für Verhandlungen. In meiner Verzweiflung greife ich zum ältesten Trick seit der Erfindung von Gummibärchen.

 

„Möchtest du einen Fruchtriegel?“

 

Hier spalten sich die Geister. Die einen finden es moralisch verwerflich, die anderen halten Erpressung für den Grundpfeiler jeder guten Erziehung.

 

Es herrscht zumindest erstmal Zufriedenheit auf dem Rücksitz, doch ich habe ein kleines Monster geweckt. Er will Naschschub – ich habe keinen. Den Rest könnt ihr euch denken.

 

Als wir endlich am Ort des Shootings ankommen, ist der Mini in Tränen aufgelöst, meine sorgsam gestylte Friese ist nicht mehr taufrisch und mein Lächeln ist auf meinem Gesicht festgetackert. The Show must go on! Wir machen jetzt verdammt schöne Bilder.

 

Der Fotograf gibt uns kleine Anweisung. „Willst du die Mama mal umarmen?“, fragt er hinter seiner Kamera.

„NEIN!“ sprichts und schmollt.

 

Hallo? Das gleiche Kind, was mir folgt wie ein Schatten, mich nicht mal alleine auf Toilette lässt und an mir klebt wie eine Klette??? Verräter!

Ich lächle weiter krampfig. Der Mini bockt!

„Verhaltet euch einfach natürlich“, empfiehlt David, „albert ein bisschen rum!“

Das ist mein Stichwort, „rumalbern“ hab ich drauf. Also erzähl ich dummes Zeug (kann ich auch ganz gut), singe blöde Kinderlieder und jage den Mini über die Obstwiese.

Manchmal denke ich dabei zwar, na ob das jetzt hier mein „perfektes Bild“ wird, wenn ich Grimassen schneide und voller Inbrunst „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ schmettere?

Doch der Effekt beim Mini ist bombastisch. Ich hör auf krampfig zu posen und jemand zu sein der ich nicht bin, und er ist happy.

 

Selbst die Tatsache, dass er beim Jagen über die Wiese in einem alten Kuhfladen landet, tut der guten Laune keinen Abbruch.

 

Nein, es ist wahrlich nicht so gelaufen wie ich es mir ausgemalt habe. Die Bilder sind trotzdem perfekt, was an dem Können des tollen Fotografen liegt.

Und die Moral von der Geschicht? Wer will schon perfekt sein, wenn man einfach glücklich sein kann?

Wow! Das kam jetzt aber noch mal ganz tief aus der Kalenderspruch-Kiste!

Bevor ich jetzt noch weitere Lebensweisheiten auspacke, zeige ich euch lieber schöne Bilder.

 

Schaltet wieder ein.

 

Eure Bella

 

  • liebevolle Werbung (unbezahlt & unbeauftragt)

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8 Kommentare zu „Nicht perfekt, nur glücklich – ein Fotoshooting mit Hindernissen

  1. Hey, wer ist schon perfekt? Und ganz ehrlich für so viel Chaos sind das traumhaft schöne Bilder. Dieses Licht und euer Lachen einfach nur schön.
    Liebe Grüße

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  2. Wow! Wunderschöne Fotos 💜perfekt sein ist anstrengend. Glücklich sein, darauf kommt es doch an. Und das seid ihr sehr wie man sieht 😍

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